Analyse | Alter (Geschlecht) | Referenz/GW/ThB | Bewertung |
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Urin: Teststreifen Erythrozyten ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | < 18 /µL | |
Urin: Teststreifen Leukozyten ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | < 10 /µL | |
Urin: Teststreifen Keton ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | < 2 mg/dl | |
Urin: Teststreifen Glucose ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | < 25 mg/dl | |
Urin: Teststreifen Protein ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | < 30 mg/dl | |
Urin: Teststreifen Urobilinogen ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | < 1 mg/dl | |
Urin: Teststreifen Bilirubin ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | negativ mg/dl | |
Urin: Teststreifen pH-Wert ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | 5 - 9 | |
Urin: Teststreifen spez. Gewicht ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | 1.010 - 1.030 | |
Urin: Sediment Erythrozyten ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | < 18 /µL | |
Urin: Sediment Leukozyten ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | < 10 /µL | |
Urin: Sediment Plattenepithelien ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | negativ /µL | |
Urin: Sediment Rundepithelien ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | negativ /µL | |
Urin: Sediment sonstige Kristalle | 0 - 120 Jahre (AL) | negativ | |
Urin: Sediment hyaline Zylinder ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | negativ /µL | |
Urin: Sediment path. Zylinder | 0 - 120 Jahre (AL) | negativ | |
Urin: Sediment Bakterien ~ | 0 - 120 Jahre (AL) | negativ /µL |
Der Urin darf keine Zusätze enthalten und nicht älter als 4 Stunden sein.
„Der Urinstatus ist ein Suchtest bei Verdacht auf Erkrankungen der Nieren, der ableitenden Harnwege und/oder systemischer metabolischer Erkrankungen. Gegebenenfalls sollte eine weiterführende Diagnostik durchgeführt werden.“
-Medizinische Indikationen der Urinanalytik nach den European Urinalysis Guidelines /2/:
-Verdacht oder klinische Hinweise auf eine akute oder chronische Nierenerkrankung, primär oder sekundär zu einer systemischen Erkrankung wie Diabetes mellitus, metabolisches Syndrom, Bluthochdruck, Schwangerschaftsgestose, Abusus von Medikamenten, Autoimmunerkrankung sowie deren Verlaufsbeurteilung.
-Verminderung der glomerulären Filtrationsrate auf < 60 [ml × min–1 × (1,73 m2)–1].
-Verdacht, klinische Symptome oder hinweisende Situationen auf einen Harnwegsinfekt sowie dessen Verlaufsbeurteilung.
-Verdacht auf postrenale Erkrankung und deren Verlaufsbeurteilung, z.B. Nierensteine, Obstruktion der Harnwege.
-Nachweis einer Glukosurie bei bestimmten Patientengruppen, z.B. Schwangeren, Kindern, Notfallpatienten.
-Verlaufsbeurteilung von Diabetikern, z.B. Kindern, zusätzlich zum Monitoring der Blutglucose zur Entdeckung einer Glucosurie oder Ketonurie.
-Nachweis und Verlaufsbeurteilung einer metabolischen Störung bei Patienten mit Erbrechen, Durchfall, Azidose/Alkalose, Ketose oder bei Nierensteinträgern.
Teststreifen:
- pH-Wert:
Der pH-Wert des frischen Harns ist weitgehend von der aufgenommenen Nahrung abhängig und kann von 5-9 schwanken. Übliche gemischte Kost = saurer Harn, überwiegend pflanzliche Kost = neutraler bis alkalischer Harn. Alkalischer Urin kann jedoch auch durch einen Harnwegsinfekt verursacht sein.
- Leukozyten:
Nachgewiesen wird die Esteraseaktivität neutrophiler Granulozyten und Histiozyten, nicht von Lymphozyten, Spermatozoen oder Bakterien. Auch die aus lysierten Granulozyten freigesetzte Esterase wird erfasst.
Eine Leukozyturie kann verursacht sein durch:
*Da die Leukozyturie nicht immer mit einem Harnwegsinfekt einhergeht und auch z.B. bei körperlicher Belastung und Fieber auftreten kann, ist bei symptomatischen Patienten ggf.80 eine Urinkultur erforderlich.
- Nitrit:
Etwa 80 % der bakteriellen Harnwegsinfekte (HWI) werden durch gramnegative Bakterien, insbesondere Escherichia coli (E. coli), verursacht. Diese Bakterien besitzen das Enzym Nitratreduktase, das Nitrat (NO₃⁻) zu Nitrit (NO₂⁻) reduziert. Jeder positive Befund deutet auf einen bakteriellen Harnwegsinfekt hin. Es ist jedoch zu beachten, dass einige Harnwegsinfekt verursachende Bakterien kein Nitrit bilden können (z. B. Staphylokokken, Enterokokken oder Pseudomonas) oder bei einer sehr geringen oder einer sehr hohen Bakterienanzahl kann der Nitrittest ebenfalls falsch negativ sein. Eine lange Verweildauer des Harns in der Blase (4 - 8 Stunden) ist Voraussetzung für eine hohe Treffsicherheit.
Die analytische Sensitivität beträgt im Vergleich zum Kulturverfahren 20–80 %, die diagnostische Spezifität ist über 90 %
- Protein:
Die Proteinausscheidung beträgt bei gesunden Menschen weniger als 150 mg pro 24 Stunden. Der Test erfasst Albumin besser als Globuline. Der Nachweis von Eiweiß im Urin ist ein sehr sensibler Parameter für eine Schädigung der Nieren (Glomerulonephritis, diabetische oder hypertensive Nephropathie, interstitielle Nephritis). Auch bei Harnwegsinfekten kann eine leichte Proteinurie auftreten. Benigne Ursachen der Proteinurie sind Fieber, Orthostase, starke körperliche Belastungen. Das Proteinfeld auf dem Urinteststreifen erfasst eine Mikroalbuminurie (20–200 mg/l) nicht. Daher muss zur Diagnostik einer Mikroalbuminurie, die auf eine frühe Phase der glomerulären Schädigung – z. B. bei Diabetes mellitus – hinweist, eine quantitative Bestimmung im Urin mittels Albumin-Kreatinin-Quotient erfolgen. Bence-Jones-Proteine werden auch nicht erfasst.
- Glukose:
Glukose wird erst beim Überschreiten der Nierenschwelle (180 mg/dl) im Urin messbar. Eine Glucosurie weist somit auf eine signifikante Hyperglykämie hin.
- Ketonkörper:
Nachweisbar im Fastenzustand und bei Entgleisung einer diabetischen Stoffwechsellage. Sind Ketonkörper zusammen mit Glukose im Urin nachweisbar, ist dies immer als Hinweis auf eine schwerwiegende Stoffwechselstörung zu werten.
- Urobilinogen / Bilirubin:
Urobilinogen ist ein natürliches Endabbauprodukt des Bilirubin und findet sich physiologischerweise in geringen Mengen im Urin. Die Ausscheidung im Urin ist gesteigert bei vermehrtem Anfall von Bilirubin und seinen Metaboliten (hämolytischer Ikterus) und bei schweren Leberparenchymschäden (hepatischer Ikterus). Bilirubin kann nur in seiner konjugierten Form (direktes Bilirubin) im Urin ausgeschieden werden. Eine Bilirubinurie findet sich also bei Störungen des Abflusses konjugierten Bilirubins aus der Leber (Gallenwegsverschluss, schwerer Leberzellschaden).
Zusammenstellung typischer Veränderungen der Serumbilirubinzusammensetzung und der Urobilinogenausscheidung zur Differentialdiagnose der Ikterusformen:
Ikterusform |
Serum konjugiertes (direktes)/un- |
Urin Bilirubin |
Urobilinogen | Fäzes Stercobilinogen |
Prähepatisch | <0,20 | 0 | ↑ oder normal |
↑ |
Hepatisch | 0,20-0,70 | (+) | ↑ oder normal |
↓ oder normal |
Posthepatisch | >0,50 | + | ↓ oder normal |
↓ |
- Blut:
Die Ausscheidung von Erythrozyten bzw. Hämoglobin ist ein sensitiver Parameter für eine Erkrankung der Nieren (Glomerulonephritis), der Harnleiter (Stein) und der Blase (Entzündung, Malignität).
- Spezifisches Gewicht:
Das spezifische Gewicht wird von verschiedenen Erkrankungen beeinflusst. Bei verschiedenen Nierenerkrankungen sowie bei D. mellitus, D. insipidus, Medikamenten-Nebenwirkungen und Hyper-Aldosteronismus wird extrem dünner Harn produziert. Ebenfalls kann das spezifische Gewicht für die Bewertung der Nierenfunktion, zur Aufdeckung von Probenmanipulation und zur Ermittlung des Diuresefaktors herangezogen werden.
In Urinen mit geringer Dichte können Erythrozyten und Leukozyten lysieren, wodurch der Teststreifen ein positives Ergebnis zeigt, das Sediment jedoch ein negatives.
Sedimentuntersuchung:
Ergänzt den Streifentest. Wesentliche Zusatzbefunde ergeben sich durch den Nachweis von Bakterien / Hefen v.a. bei Harnwegsinfekten, von Zylindern (außer vereinzelten hyalinen Zylindern) v.a. bei einem strukturellen Nierenschaden und von verschiedenen Kristallen (z. B. Calciumoxalat, Magnesiumammoniumphosphat und Cystin). Die Unterscheidung zwischen glomerulärer und nicht-glomerulärer Hämaturie erfolgt anhand der Erythrozytenmorphologie im Urin. Zahlreiche dysmorphe Erythrozyten weisen auf eine glomeruläre Hämaturie hin.
Leukozyten:
falsch-positiv bei Kontamination durch Vaginalsekret oder Speichel, Antibiotika oder bei starker Färbung des Urins
kann falsch-negativ bei hohen Protein- oder Glukosespiegeln sein
Erythrozyten:
falsch-negative Resultate durch Gabe von Schmerzmittel (Ibuprofen) oder erhöhter Harnsäure
Nitrit:
falsch-negative Resultate bei Chemo- oder Antibiotikatherapie, zu niedriger Nitratgehalt einem erhöhtem Kreatinin und durch starke Diurese oder nitratarme Kost;
falsch-positive Reaktionen durch ausgeschiedene Farbstoffe oder altem Urin sowie durch kontaminierte Proben oder Teststreifen
Protein:
falsch-positive Resultate können nach Infusionen mit Polyvinylpyrrolidon (Blutersatzmittel), durch Reste von Desinfektionsmittel mit quartären Ammoniumgruppen sowie Chlorhexidin im Uringefäß, pH >9, durch Mikroorganismen oder bei Schwangerschaft, Fieber und körperlicher Aktivität auftreten
Glukose:
falsch-negative Ergebnisse können durch reduzierend wirkende Stoffwechselprodukte von Arzneimitteln oder durch Bakterien im Urin zustande kommen;
falsch-positive Befunde können durch Desinfektionsmittelreste im Gefäß oder durch Fieber verursacht werden
Ketonkörper:
Phenylketone und Phtaleinverbindungen erzeugen auf dem Testfeld rote Farbtöne, die sich jedoch deutlich von den durch Ketonkörper hervorgerufenen violetten Farben unterscheiden. Captopril, Mesna (Na-2-mercaptoethansulfont) und andere Sulfhydrylgruppen-enthaltende Substanzen können falsch-positive Reaktionen hervorrufen. ß-Hydroxybuttersäure wird nicht erfasst.
Urobilinogen:
falsch-positive Resultate sind möglich bei Metaboliten, die sich in saurem Milieu rot verfärben, bei pH >9 oder Hämolyse
falsch-negative Befunde können bei starker Lichteinwirkung, Sulfhydrilyl-Gruppen enthaltenen Therapeutika oder hohen Formaldehyd- und Nitritkonzentrationen auftreten. Die Präsenz von im Urin vorkommenden Substanzen wie Porphobilinogen kann dazu führen, dass keine rote Färbung des Testfeldes stattfindet.
Bilirubin
falsch-positive Ergebnisse können durch Medikamente die in saurem Milieu rot gefärbt sind, bei Behandlung u.a. mit Penicillin sowie bei pH >9 auftreten
falsch-negativ bei starker Lichteinwirkung
Blut:
falsch-positiv bei Desinfektionsmittelresten im Sammelgefäß oder menstrueller Kontamination
spezifisches Gewicht:
abhängig von der aufgenommenen Flüssigkeitsmenge sowie starkem Schwitzen, Kältereiz oder erhöhte Urinausscheidung nach Zufuhr diuretischer Substanzen