lg/L-Kette, Typ Kappa im Serum

  1. 1 Analysenverfahren

    1. 1.1 Analysename

      lg/L-Kette, Typ Kappa im Serum
      1. 1.1.1 alternative(r) Analysenname(n)
        Kappa-Leichtkette (gesamt)
    2. 1.2 gängige Abkürzungen des Analysennamens

      Kapp
    3. 1.2 Einheit

      g/l

        1.5.2 Referenzbereiche LIS

        Analyse Alter (Geschlecht) Referenz/GW/ThB Bewertung
        Kappa-Leichtketten 0 - 120 Jahre (AL) 1.38 - 3.75 g/l
    4. 1.6 Methode

      Immunologischer Trübungstest (Turbidimetrie)
  2. 2 Untersuchungsmaterial

    1. 2.2 Primärprobe

      Vollblut
    2. 2.3 Probe

      Serum
    3. 2.8 Einzusendende Probenmenge

      1 ml
  3. 3 Indikation / Interpretation

    1. 3.1 Indikation - Wofür wird diese Untersuchung benötigt?

      Immunglobuline sind in der Regel aus 2 schweren und 2 leichten Ketten aufgebaut, welche über Disulfidbrücken miteinander verbunden sind. Immunglobuline werden in Plasmazellen gebildet, wobei die beiden Kettenformen im endoplasmatischen Retikulum miteinander verküpft werden. Dabei liegt in der Plasmazelle ein Überschuss an Leichtketten vor. Jedes Immunglobulinmolekül besitzt entweder 2 Lambda- oder 2 Kappa-Leichtketten. Der Aminoterminus eines Immunglobulins, bestehend aus Leicht- und Schwerkette, bildet den variablen Teil des Immunoglobulins, der Carboxyterminusden konstanten. Die Variabilität des Aminoterminus entsteht hierbei durch Unterschiede in der Aminosäurensequenz.

      Monoklonale freie Leichtketten (als Kappa- oder Lambda-Kette) sind an keine Schwerkette gebunden und werden als Hinweis auf eine Plasmazelldysplasie von (maligne) entarteten B-Zellklonen gebildet, z. B. im Rahmen einer monoklonalen Gammopathie. Sie sind im Serum und im Urin nachweisbar. Die mit dem Urin ausgeschiedenen monoklonalen freien Leichtketten werden als Bence Jones-Proteine bezeichnet und erfordern vielfach erhöhte Serumspiegel, damit die ausgeschiedene Konzentration die Resorptionskapazität der Tubuli übersteigt. Dagegen kommen polyklonale Leichtketten auch bei Gesunden vor.

      Historisch gesehen ist der Nachweis der Bence-Jones-Proteine als Nachweis einer monoklonalen Gammopathie älter, der Leichtkettennachweis im Serum wird erst seit einigen Jahren diagnostisch hinzugezogen. Leichtketten können Oligo- und Polymere bilden. Kappa-Leichtketten kommen vorwiegend als Monomere, Lambda-Leichtketten als Dimere vor, die Bindung kann hier über Wasserstoffbrücken oder kovalent erfolgen. Kappa-Dimere tauchen etwa in einem Verhältnis von 1 : 1 in beiden Formen auf. Bevor Leichtketten ausgeschieden werden, werden sie in der Niere metabolisiert. Das Dimer-/bzw. Oligomerisierungsverhalten der Leichtketten hat hierbei Einfluss auf die Clearance, d. h. Monomere werden schneller filtriert als Dimere, Kappa-Leichtketten also schneller als Lambda-Leichtketten. Hieraus resultiert ein erniedrigtes Kappa/Lambda-Verhältnis der freien Leichtketten im Serum. Während polyklonale Immunglobuline Kappa- und Lambda-Leichtketten etwa in einem konstanten Verhältnis von 2:1 aufweisen, besitzen monoklonale Immunglobuline nur einen der beiden Leichtkettentypen. Eine vermehrte Produktion monoklonaler Immunglobuline bzw. monoklonaler freier Leichtketten, führt zu einer Änderung des Kappa-Lambda-Quotienten (Interpretation und Bedeutung s. u.).

    2. 3.2 Interpretation der Resultate - Was bedeuten Ergebnisse in verschiedenen Wertelagen?

      Der sich aus den freien Leichtkettenspiegeln errechnende Kappa/Lambda-Quotient im Serum ist wegweisend bei der Interpretation. Bei einer gesicherten MGUS stellt dieser Quotient z. B. einen unabhängigen Risikofaktor für die spätere Progression zu einem Multiplen Myelom dar.

      Folgende Konstellationen ergeben sich daher gemeinsam mit dem Kappa/Lambda-Quotienten:

      1) Normwertige Leichtkettenspiegel, unauffälliger Kappa/Lambda-Quotient: unauffällige Konstellation.
      2) Erhöhte Leichtkettenspiegel, unauffälliger Kappa/Lambda-Quotient: Hinweis auf eine polyklonale Leichtkettenstimulation, z. B. assoziiert mit Autoimmunerkrankungen (wie Kollagenosen) oder einer gestörten renalen Ausscheidung.
      3) aufälliger Kappa/Lambda-Quotient: hinweisend auf Vorliegen einer pathologischen Monoklonalität.
      4) erniedrigte Leichtkettenspiegel: Hinweis auf ein myelodysplastisches Syndrom.
      5) In einer Studie (Literatur 5) mit 270 Myelompatienten zeigte sich bei allen ein erhöhter Leichtkettenspiegel.


      Unter Chemotherapie normalisierten sich die Leichtkettenausscheidungen im Urin häufig, während die Serumkonzentrationen erhöht blieben.

      Bei Verdacht auf eine monoklonale Gammopathie ist eine ergänzende Serum-, bei Bestätigung auch Urinfixation (Screening auf Bence-Jones-Proteine) angeraten. Als Sonderfall der Monoklonalen Gammopathie ist die monoklonale Leichtketten-Gammopathie zu nennen. Charakteristisch ist das Fehlen der Schwerketten in der Immunfixation. Oft fehlt der charakteristische M-Gradient in der Elektrophorese.

      Eine massive Exkretion von mono- oder polyklonalen Leichtketten im Urin kann bei einem multiplen Myelom / M. Waldenström, einer Amyloidose, einem malignen Lymphom oder einer CLL vorliegen.

      1. 3.2.1 Störfaktoren/Interferenzen

        Proben, die Präzipitate enthalten, müssen vor dem Test zentrifugiert werden.
        Ikterus: Keine wesentliche Beeinflussung bis zu einem Index I von 60 für konjugiertes und unkonjugiertes Bilirubin (ca. 60 mg/dl konjugiertes und unkonjugiertes Bilirubin).
        Hämolyse: Keine wesentliche Beeinflussung bis zu einem Index H von 1000 (ca. 1000 mg/dl Hämoglobin).
        Lipämie (Intralipid): Keine wesentliche Beeinflussung bis zu einem Index L von 2000. Es besteht keine zufriedenen Übereinstimmung zwischen dem Index L (entspricht der Trübung) und der Triglyceridkonzentration.
        Keinen Einfluss durch Rheumafaktoren bis 500 IU/ml beobachtet.
        Kein High-Dose Hook-Effekt bei einer Kappa-Konzentration bis 20 g/l.
        Zwischen üblichen Tests mit Antikörpern verschiedenen Ursprungs (Kaninchen, Schaf, Ziege) können bei Seren mit monoklonalen Kappakomponenten unterschiedliche Ergebnisse auftreten.
        In sehr seltenen Fällen kann eine Gammopathie, insbesondere vom Typ IgM (Waldenström Makroglobulinämie), zu unzuverlässigen Ergebnissen führen.

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