Urinstatus ggf. mit Sediment (Cobas 6500)

  1. 1 Analysenverfahren

    1. 1.1 Analysename

      Urinstatus ggf. mit Sediment
      1. 1.1.1 alterntive(r) Analysenname(n)
        Urin-Teststreifen, Urin-Stix, Urin-Sediment
    2. 1.2 gängige Abkürzungen des Analysennamens

    3. 1.2 Einheit

      s. 1.8.4
    4. 1.5 Referenzbereiche

      Aktuelle Referenzbereiche aktuelle Labor-EDV. Angabe der aktuellen alters- und geschlechtsspezifischen Referenzbereiche werden im Befund angegeben.
    5. 1.6 Methode

      Remissionsphotometrische Messung des Teststreifens mittels Cobas u 601 und vollautomatisierte mikroskopische Untersuchung des Harnsediments mittels Cobas u 701.
  2. 2 Untersuchungsmaterial

    1. 2.8 Einzusendende Probenmenge

      10 ml
  3. 3 Indikation / Interpretation

    1. 3.1 Indikation - Wofür wird diese Untersuchung benötigt?

      Suchtest bei V.a. Erkrankungen der Nieren und/oder ableitenden Harnwegen

    2. 3.2 Interpretation der Resultate - Was bedeuten Ergebnisse in verschiedenen Wertelagen?

      Teststreifen:

      - pH-Wert:
      Der pH-Wert des frischen Harns ist weitgehend von der aufgenommenen Nahrung abhängig. Übliche gemischte Kost = saurer Harn, überwiegend pflanzliche Kost = neutraler bis alkalischer Harn. Alkalischer Urin kann jedoch auch durch einen Harnwegsinfekt verursacht sein.

      - Leukozyten:
      Eine Leukozyturie kann verursacht sein durch:

      • Harnwegsinfekte (weitere Hinweise: Nitrit positiv, Ery / Hb positiv, Bakterien im Sediment)
      • Glomerulopathien (Ery / Hb positiv, Eiweiß positiv)
      • Nierensteine / Nierenkoliken (Ery / Hb positiv)
      • Maligne Erkrankungen des Urogenitaltraktes


      - Nitrit:
      Jeder positive Befund deutet auf einen bakteriellen Harnwegsinfekt hin. Es ist jedoch zu beachten, dass einige Harnwegsinfekt verursachende Bakterien kein Nitrit bilden können (z. B. Staphylokokken). Eine lange Verweildauer des Harns in der Blase (4 - 8 Stunden) ist Voraussetzung für eine hohe Treffsicherheit.

      - Protein:
      Der Nachweis von Eiweiß im Urin ist ein sehr sensibler Parameter für eine Schädigung der Nieren (Glomerulonephritis, diabetische oder hypertensive Nephropathie, interstitielle Nephritis). Auch bei Harnwegsinfekten kann eine leichte Proteinurie auftreten. Benigne Ursachen der Proteinurie sind Fieber, Orthostase, starke körperliche Belastungen. Bence-Jones-Proteine werden  n i c h t erfasst.

      - Glukose:
      Glukose wird erst beim Überschreiten der Nierenschwelle (180 mg/dl) im Urin messbar. Eine Glucosurie weist somit auf eine signifikante Hyperglykämie hin.

      - Ketonkörper:
      Nachweisbar im Fastenzustand und bei Entgleisung einer diabetischen Stoffwechsellage. Sind Ketonkörper zusammen mit Glukose im Urin nachweisbar, ist dies immer als Hinweis auf eine schwerwiegende Stoffwechselstörung zu werten.

      - Urobilinogen / Bilirubin:
      Urobilinogen ist ein natürliches Endabbauprodukt des Bilirubin und findet sich physiologischerweise in geringen Mengen im Urin. Die Ausscheidung im Urin ist gesteigert bei vermehrtem Anfall von Bilirubin und seinen Metaboliten (hämolytischer Ikterus) und bei schweren Leberparenchymschäden (hepatischer Ikterus). Bilirubin kann nur in seiner konjugierten Form (direktes Bilirubin) im Urin ausgeschieden werden. Eine Bilirubinurie findet sich also bei Störungen des Abflusses konjugierten Bilirubins aus der Leber (Gallenwegsverschluss, schwerer Leberzellschaden).

      Zusammenstellung typischer Veränderungen der Serumbilirubinzusammensetzung und der Urobilinogenausscheidung zur Differentialdiagnose der Ikterusformen:

      Ikterusform

      Serum konjugiertes (direktes)/un-
      konjugiertes (indirektes) Bilirubin

      Urin
      Bilirubin
      Urobilinogen Fäzes
      Stercobilinogen
      Prähepatisch <0,20 0 ↑  oder
      normal
      Hepatisch 0,20-0,70 (+) ↑  oder
      normal
      ↓  oder
      normal
      Posthepatisch >0,50 + ↓  oder
      normal

       

      - Blut:
      Die Ausscheidung von Erythrozyten bzw. Hämoglobin ist ein sensitiver Parameter für eine Erkrankung der Nieren (Glomerulonephritis), der Harnleiter (Stein) und der Blase (Entzündung).

      - Spezifisches Gewicht:
      Das spezifische Gewicht wird von verschiedenen Erkrankungen beeinflusst. Bei verschiedenen Nierenerkrankungen sowie bei D. mellitus, D. insipidus, Medikamenten-Nebenwirkungen und Hyper-Aldosteronismus wird extrem dünner Harn produziert. Ebenfalls kann das spezifische Gewicht für die Bewertung der Nierenfunktion, zur Aufdeckung von Probenmanipulation und zur Ermittlung des Diuresefaktors herangezogen werden.
      In Urinen mit geringer Dichte können Erythrozyten und Leukozyten lysieren, wodurch der Teststreifen ein positives Ergebnis zeigt, das Sediment jedoch ein negatives.

      Sedimentuntersuchung:

      Ergänzt den Streifentest. Wesentliche Zusatzbefunde ergeben sich durch den Nachweis von Bakterien / Hefen v.a. bei Harnwegsinfekten, von Zylindern (außer vereinzelten hyalinen Zylindern) v.a. bei einem strukturellen Nierenschaden und von Cystinkristallen v.a. bei Cystinurie.

      1. 3.2.1 Störfaktoren/Interferenzen

        - Leukozyten:
        falsch-positiv bei Kontamination durch Vaginalsekret oder Speichel, Antibiotika oder bei starker Färbung des Urins
        kann falsch-negativ bei hohen Protein- oder Glukosespiegeln sein

        - Erythrozyten:

        falsch-negative Resultate durch Gabe von Schmerzmittel (Ibuprofen) oder erhöhter Harnsäure

        - Nitrit:
        falsch-negative Resultate bei Chemo- oder Antibiotikatherapie, zu niedriger Nitratgehalt einem erhöhtem Kreatinin und durch starke Diurese oder nitratarme Kost;
        falsch-positive Reaktionen durch ausgeschiedene Farbstoffe oder altem Urin sowie durch kontaminierte Proben oder Teststreifen

        - Protein:
        falsch-positive Resultate können nach Infusionen mit Polyvinylpyrrolidon (Blutersatzmittel), durch Reste von Desinfektionsmittel mit quartären Ammoniumgruppen sowie Chlorhexidin im Uringefäß, pH >9, durch Mikroorganismen oder bei Schwangerschaft, Fieber und körperlicher Aktivität auftreten

        - Glukose:
        falsch-negative Ergebnisse können durch reduzierend wirkende Stoffwechselprodukte von Arzneimitteln oder durch Bakterien im Urin zustande kommen;
        falsch-positive Befunde können durch Desinfektionsmittelreste im Gefäß oder durch Fieber verursacht werden

        - Ketonkörper:
        Phenylketone und Phtaleinverbindungen erzeugen auf dem Testfeld rote Farbtöne, die sich jedoch deutlich von den durch Ketonkörper hervorgerufenen violetten Farben unterscheiden. Captopril, Mesna (Na-2-mercaptoethansulfont) und andere Sulfhydrylgruppen-enthaltende Substanzen können falsch-positive Reaktionen hervorrufen. ß-Hydroxybuttersäure wird nicht erfasst.

        - Urobilinogen:
        falsch-positive Resultate sind möglich bei Metaboliten, die sich in saurem Milieu rot verfärben, bei pH >9 oder Hämolyse
        falsch-negative Befunde können bei starker Lichteinwirkung, Sulfhydrilyl-Gruppen enthaltenen Therapeutika oder hohen Formaldehyd- und Nitritkonzentrationen auftreten. Die Präsenz von im Urin vorkommenden Substanzen wie Porphobilinogen kann dazu führen, dass keine rote Färbung des Testfeldes stattfindet.

        - Bilirubin
        falsch-positive Ergebnisse können durch Medikamente die in saurem Milieu rot gefärbt sind, bei Behandlung u.a. mit Penicillin sowie bei pH >9 auftreten
        falsch-negativ bei starker Lichteinwirkung

        - Blut:
        falsch-positiv bei Desinfektionsmittelresten im Sammelgefäß oder menstrueller Kontamination

        - spezifisches Gewicht:
        abhängig von der aufgenommenen Flüssigkeitsmenge sowie starkem Schwitzen, Kältereiz oder erhöhte Urinausscheidung nach Zufuhr diuretischer Substanzen

zurück